450 Franken Jahresgebühr
Kreditkarten-Firma macht dickes Geschäft

Der Poker um die Gunst der Kunden hat bei den Kreditkartenunternehmer in den USA höchste Dimensionen erreicht. Wer sich auskennt, kann davon nur profitieren.
Weil man sich ja von der Konkurrenz abheben will, beschloss die Chase Bank, ihre neueste Kredit-Karte nicht aus Plastik, sondern aus einer (streng geheimen) Metall-Legierung zu machen – es sollte schliesslich das Prunkstück der Bank werden. Die «Chase sapphire reserve credit card» schlug dermassen ein, dass Chase schon nach wenigen Wochen das Metall ausging und man vorübergehend den neuen Sapphire-Kunden provisorische Kärtchen aus ganz gewöhnlichem Plastik aushändigen musste – ziemlich peinlich, vor allem bei einem Jahresbeitrag von stolzen 450 Dollar.
Kunden rennen teuren Kreditkarten-Firmen Türe ein
450 Dollar und die Kunden rennen dem Herausgeber die Bude ein? Der Clou dieser neuen Karte war der Bonus, der damit verbunden war. Wer 4000 Dollar in den ersten drei Monaten mit der Sapphire reserve bezahlte, durfte sich über 100 000 Punkte freuen, und die haben es in sich: auf der Website der Bank kann man auch gleich Flüge buchen – 1 Punkt entspricht 1,5 Cents, 100’000 Punkte sind 1500 Dollar wert – die Karte ist also ein Schnäppchen, zumal pro Jahr noch 300 Dollar an Reisekosten (Flug, Hotel, Mietwagen) zurückerstattet werden.
Die Sapphire reserve ist keineswegs eine Ausnahme im immer härter umkämpften US-Kreditkarten-Dschungel. Wo früher eine Platinum- oder Goldkarte reichte, um wegen des damit verbundenen Statussymbols wohlhabende Kunden anzulocken, müssen heute Visa, Mastercard oder American Express inzwischen mit der ganz grossen Bonus-Kelle anrühren, um neue, zahlungskräftige Klienten anzulocken. American Express, traditionell die Marke der Oberschicht, lockt ebenfalls mit einem 100’000-Punkte-Bonus, und verspricht ausserdem noch 5 Punkte pro Dollar, wenn man seine Flüge mit der Amexco bezahlt.
Jagd auf mehr Punkte
Die United Mileage Plus Club-Visacard kostet zwar 395 Dollar im Jahr. Dafür kriegt man die Mitgliedschaft in der United-Lounge umsonst sowie 1,5 Meilen pro Dollar. Diese Meilen können ausgesprochen wertvoll sein, vor allem bei Übersee-Flügen: Während man zum Beispiel bei sogenannten Gratisflügen von Miles&More ausser den Meilen auch noch Hunderte von Euros an Steuern berappen muss, kommt man mit United mit allerhöchstens 80 Dollar Steuern davon, häufig weniger, und das sogar, wenn man auf der United-Website Partnerflüge (unter anderem Lufthansa, Swiss, Singapore Airlines) mit Meilen bucht.
Die Jagd auf Punkte und Meilen der Kredit-Karten ist für Insider zu einer regelrechten Wissenschaft geworden, die bei manchen an eine Manie grenzt. Für die meilensüchtige Fan-Gemeinde gibt es jede Menge einschlägiger Foren, auf denen die neuesten und besten Strategien angepriesen werden – thepointsguy.com, nerdwallet.com oder wisebread.com haben Tausende von Followern.
Mit üppigen Prämien werden zahlungskräftige Kunden angelockt
Für die Kredit-Kartenfirmen lohnt sich die Freigiebigkeit natürlich auch. Mit ihren üppigen Prämien locken sie zahlungskräftige Kunden an, die erstens hohe Summen mit der Karte bezahlen (wofür Visa, Amexco oder Mastercard mit Provisionen belohnt werden). Und zweitens ist bei dieser Klientel das Risiko geringer als bei Kleinverdienern, dass sie irgendwann einmal ihre Schulden nicht mehr bezahlen können und die Kreditkarten-Herausgeber dafür bluten müssen.
Auf die Schnelle allerdings ist auch für diese Firmen kein Reibach zu machen – bei der Chase Bank zum Beispiel rechnet man damit, dass es mehrere Jahre dauern wird, ehe sich die grosszügigen Boni für die Bank rentieren. Lohnen soll sich die Sapphire reserve allerdings trotzdem – die Bank verspricht sich, mit der neuen Karte lukrative Kunden zu gewinnen, die auch die anderen Dienste des Geldinstituts in Anspruch nehmen.
Inzwischen ist übrigens der Metall-Notstand behoben: Wer heute als flüssig genug für die Vorzeige-Karte befunden wird, kriegt sofort die noble Version ausgehändigt.