Ermittlungen gegen Enthüllungsjournalist Wallraff

Die Kölner Staatsanwaltschaft hat zwei Ermittlungsverfahren gegen den Kölner Enthüllungsjournalisten Günter Wallraff eingeleitet.
Der Journalist hatte in der Vergangenheit immer wieder soziale Missstände aufgedeckt. Dabei arbeitete er oft verdeckt mit falscher Identität.
Zuletzt warf er dem Paketzusteller GLS unzumutbare Arbeitsbedingungen und Dumpinglöhne vor.
International erfolgreich war sein Buch „Ganz unten“. Darin schildert Wallraff wie er – verkleidet als Türke „Ali“ – in deutschen Unternehmen ausgegrenzt und missachtet wird.
Ende der 70er Jahre hatte er mit Berichten über die Arbeitsweise im Boulevardjournalismus („Der Mann, der bei der „Bild“ Hans Esser war“) für Aufsehen gesorgt.
Wurde der Enthüller jetzt selbst „gewallrafft“?
Ein Sprecher der Ermittlungsbehörde sagte, geprüft werde der Anfangsverdacht der Steuerhinterziehung und des Sozialbetrugs. Zudem läge eine Anzeige wegen Prozessbetrugs vor.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gründen sich offenbar auf die Aussagen des ehemaligen Wallraff-Mitarbeiters Andre F.. Dieser hatte sich vor einigen Wochen selbst angezeigt. F. wirft dem Autor vor, ihn illegal beschäftigt zu haben.
Außerdem soll Wallraff F. aufgefordert haben, eine Unterschrift zu fälschen. Im Gerichtsstreit wegen seiner Recherchen in einer Großbäckerei habe Wallraff Blanko-Unterschriften für eidesstattliche Versicherungen verwendet, um die Missstände in dem Unternehmen zu dokumentieren.
Über die Motive für F.s „angebliche Enthüllungen“ kann man nur spekulieren. „Fest steht, dass die zum Teil absurden Vorwürfe das Image von Günter Wallraff beschädigen sollen“, erklärte Wallraffs Anwalt.
Ob die Staatsanwaltschaft Anklage erhebt, ist unklar.
Wie lange die Ermittlungen andauern werden, sei derzeit nicht abzusehen, sagte ein Sprecher der Ermittlungsbehörde.
Quelle: rp-online