Nach Shitstorm: Amazon im Visier des Bundeskartellamts
Der Onlinehändler Amazon kommt zur Zeit nicht aus den Schlagzeilen. Die Meinungen der Medien und Konsumenten gehen auseinander- was den Wahrheitsgehalt der ARD Doku betrifft.
“Es ist ja alles nicht so gewesen, wie im Film dargestellt. Essen und Bezahlung waren OK und es gab keine Repressalien von dem H.E.S.S Sicherheitsdienst“.
So lautet ein Kommentar in einem Forum im Internet.
Den Machern der ARD Doku, (Diana Löbl und Peter Onneken) wird vorgeworfen, durch geschickte Filmschnitte- Handlungen verfremdet dargestellt und manipuliert zu haben.
Der Hessische Rundfunk nimmt zu den Vorwürfen wie folgt Stellung:
Sehr geehrte Damen und Herren,
bei der genannten Dame handelt es sich um die Protagonistin unseres Films. Wir möchten aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes bei ihrem Vornamen bleiben, Silvina.Silvina ist nach ihrer Entlassung bei Amazon für drei Wochen nach Spanien zu ihrer Familie gefahren. Mitte Januar kam sie zurück nach Bad Hersfeld, um ihre 400-Euro-Putzstelle im Hotel Seepark wieder aufzunehmen.
Das Hotel machte ihr damals wenig Hoffnung auf eine Festanstellung in nächster Zeit, weshalb sie noch einen zusätzlichen Job bei Burger King in Kirchheim annahm. Nach der Ausstrahlung der ersten Trailer der Dokumentation änderte das Hotel seine Einstellung.
Silvina ist dort nun seit etwas über einer Woche festangestellt. Sie hat noch immer den Wunsch, ihre Familie nach Deutschland zu holen, und möchte sich dem Hotel gegenüber natürlich loyal zeigen. Sie dementiert, dass es ihr dort nicht gefallen habe, was allerdings auch nicht Thema der Dokumentation war.
Alle anderen Vorwürfe der Dokumentation hinsichtlich Anwerbung, Leiharbeitsfirmen, Arbeitsbedingungen und Sicherheitsdienst bestätigt sie weiterhin. Zum Medienrummel um ihre Person und ihre Kritik sagt sie gegenüber Focus online: „Das ist nicht wichtig. Das alles lenkt von den entscheidenden Punkten ab.“ Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.
Wir bleiben in sämtlichen Punkten bei unserer Darstellung. Unsere Interviewteile sind mitnichten aus dem Zusammenhang gerissen, was wir jederzeit belegen können. Bilder des Films, die nicht den Seepark zeigen, haben wir auch textlich kenntlich gemacht. Sie zeigen eine andere von Leiharbeitern bewohnte Anlage in Nordhessen.
Nur mal angenommen:
Auch wenn in der Doku nicht alles der wahren Wahrheit entsprechen sollte, gibt es doch genug starke Kritikpunkte über den Umgang des Konzerns mit Mitarbeitern oder Geschäftspartnern.
So schreibt Christopher Schroer, vom Schroer Verlag einen offenen Brief an Amazon:
[…]Sie behandeln Menschen wie Ware. Menschen, die in eine Notlage geraten sind, die Arbeit dringend brauchen. Diese Menschen, Ihre Arbeitnehmer, Ihr „Humankapital“ behandeln Sie mit genauso unfairen Praktiken, die Sie schon uns haben angedeihen lassen.
[…]Auf eine Wiederholung der Vorwürfe verzichten wir an dieser Stelle, stehen diese noch im Raum und sind aufmerksamen Zeitgenossen durchaus in lebendiger Erinnerung. Aber als Ergänzung sei hinzugefügt, dass unsere Ansprechpartner ebenfalls größtenteils nicht in Deutschland sitzen, sondern – so unser Verdacht – in Indien. Wie wohl hier die Menschen behandelt werden? Menschen, denen ein Staat weniger Schutz und Rechte gibt, als auf unserem europäischen Boden.
[…]Auch haben wir akzeptiert, dass Sie mit luftigen Buchungstricks bei der Umsatzsteuer Ihren Gewinn maximieren; dass Sie von kleinen Zulieferern verlangen, Rechnungen zu stellen, die dann ins EU-Ausland versandt werden müssen; dass Sie sich vertraglich einen unglaublichen Skontorahmen einräumen lassen. Dass neue, frisch angelieferte Titel in Ihrem eigenen „Marketplace“-Anbieterkonto als Mängelexemplare auftauchen. Und dass Sie Kommissionswaren remittieren, die Sie nicht pfleglich behandelt haben und diese somit vom weiteren Verkauf ausgeschlossen sind.
Starker Tobak- klare Worte.
Nach den schweren Vorwürfen und Shitstorms im Internet (Facebook) gegen Amazon, sind nun auch die Bundes-Kartellwächter auf Amazon mit seinen Geschäftspraktiken aufmerksam geworden und werden den Konzern überprüfen.