Jugend abgetaucht ins digitale Zeitalter
Digitale Medien wie Computer und Smartphone haben einen festen Platz im Leben fast aller Jugendlichen in Deutschland. Statt mit der Familie verbringen viele ihre Wochenenden lieber in “Digitalien”, bei gemeinsamen Mahlzeiten vibriert das Smartphone im Minutentakt auf dem Esstisch. Viele Eltern sorgen sich, dass ihre Kinder immer mehr online und damit off life sind und dass das Nutzungsverhalten zur Sucht werden könnte.
Viele Eltern beklagen, ihren Kindern nicht mehr in die Augen schauen zu können, weil diese in gebückter Haltung auf ihr Display gucken. Beim Essen vibriert das Smartphone und am Wochenende versinkt der Nachwuchs gern im Onlinerollenspiel.
Andere Eltern sind überzeugt, dass man in der digitalen Gesellschaft nicht früh genug beginnen kann, den Nachwuchs mit Computer und Co. vertraut zu machen. Kinderzimmer werden mit Fernseher und Internetzugang aufgerüstet.
In 30 Prozent der Familien gibt es zudem keine Absprachen, auf welchen Seiten das Kind im Netz unterwegs sein darf.
Während bei den Eltern bis 45 Jahre noch drei Viertel Regeln treffen, auf welchen Seiten gesurft wird, sind es bei Eltern ab 51 Jahren nur noch 65 Prozent. Am Informationsstand der Eltern kann das nicht liegen. 69 Prozent aller Eltern fühlen sich ausreichend über die Auswirkungen ungesunden Onlinekonsums und unliebsamer Erfahrungen im Netz informiert. Die über 51-Jährigen wissen nach eigener Aussage von allen Eltern am besten Bescheid.
Hier liegt der Anteil der Informierten bei 73 Prozent. Auch bei der Frage, wie gut sie sich selbst im Internet auskennen, gab es zwischen den Altersgruppen der Eltern keine signifikanten Unterschiede. Unabhängig vom Alter sind gut vier von zehn Eltern der Meinung, sich gut oder sehr gut mit dem Internet und seinen Möglichkeiten auszukennen. Jeder Dritte zieht die technische Reißleine Nur ein Drittel der Eltern greift zu drastischeren Methoden und hat den Onlinekonsum des Nachwuchses auch technisch begrenzt, so dass die Jugendlichen bestimmte Seiten nicht aufrufen können. Wenig überraschend nutzen vor allem die Eltern diese Möglichkeit, die sich selbst als Auskenner betrachten.
Und das zeigt offenbar Erfolg: Kinder, deren Eltern den Onlinezugang auch technisch limitieren, bewegen sich in der Freizeit mehr. Bei den aktiven Kindern haben 46 Prozent der Eltern den Onlinezugang technisch begrenzt. Bei den Kindern, die unter der von Gesundheitsexperten empfohlenen Stunde täglicher Bewegung bleiben, sind es nur 21 Prozent.
Medienkompetenz beschränkt sich nicht auf das Wissen, wie man Geräte bedient.
Sie bedeutet, Inhalte intellektuell und emotional verarbeiten zu können, Informationen kritisch zu hinterfragen und zu wissen, wie viel Medienkonsum gesund und altersgerecht ist. Wie steht es also um das Netzleben der Jugendlichen?
Jugendliche haben ein digitales Leben. Sie treffen Freunde im Netz, recherchieren für die Schule und spielen. Wichtig ist, dass online nicht „off life“ bedeutet. Eltern sollten sich mit dem Netzleben ihrer Kinder auseinandersetzen und ihre Fürsorge nicht vor dem Log-in enden lassen.
So wie wir unsere Kinder auch im richtigen Leben verkehrssicher machen und sagen, wann sie zu Hause sein sollen, brauchen sie auch für den Weg auf den Datenautobahnen Verkehrsregeln. Wie verbringen die 12- bis 17-Jährigen heute ihre Freizeit?
Viel freie Zeit bleibt ihnen nach Ansicht ihrer Eltern nicht. Jeder fünfte Elternteil beklagt, dass die Schultage der Kinder zu lang sind. Fernsehen und netzwerken im Internet ist Mädchen und Jungen gleichermaßen wichtig, Computerspiele sind dagegen eher ein Jungsthema. 87 Prozent spielen am PC oder an der Konsole, bei den Mädchen ist es nur gut die Hälfte.
Sie verwenden dagegen mehr Zeit auf Hausaufgaben und mit 73 Prozent lesen Mädchen deutlich mehr als Jungen, von denen 43 Prozent freiwillig kein Buch in die Hand nehmen. Erfreulicherweise hat das Treffen mit Freunden bei Jugendlichen noch immer einen großen Stellenwert, jeweils über 90 Prozent der Mädchen und Jungen verbringen täglich Zeit mit Gleichaltrigen – allerdings bedeutet das auch, dass jeder zehnte Jugendliche sich gar nicht mehr mit Freunden trifft.
Alarmierend gering ist der Aktivitätslevel der Jugendlichen.
Gesundheitsexperten empfehlen mindestens eine Stunde Bewegung am Tag. Das schaffen gerade einmal drei von zehn Jungen und jedes fünfte Mädchen. Viele Jugendliche sitzen ihre Freizeit buchstäblich vor TV und Computer aus.
Fatale Folgen:
Durch den fehlenden körperlichen Ausgleich erhöht sich das Risiko für körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen und Übergewicht. Mentale Belastungen nehmen zu, das heißt, die Jugendlichen sind stressanfälliger, aggressiver und leiden unter Konzentrationsschwäche.
Es spricht also viel dafür, dass sich Gesundheitsförderung im Kindes- und Jugendalter nicht nur Themen wie gesunder Ernährung und Sexualerziehung, sondern künftig auch dem Vermitteln eines gesunden Medienumgangs widmet. Medienkompetenz bedeutet nicht nur, zu erklären wie ein Gerät funktioniert sondern auch was man damit sinnvoll anstellen kann, wo der sinnstiftende Nutzen endet und wo der ungesunde Konsum beginnt.
Anderenfalls könnten die Patienten, die wegen Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Rückenschmerzen und Stresserkrankungen behandelt werden müssen, künftig nicht nur mehr, sondern auch immer jünger werden.