Augen auf beim Winterreifen umrüsten
Die Empfehlung der Fachleute ist eindeutig:
Von Oktober bis Ostern des Folgejahres sollten Winterreifen zum Einsatz kommen. Doch wer erst im letzten Moment umrüstet, benötigt viel Geduld – und greift unter Umständen tiefer in die Tasche. Rechtzeitig informiert muss der Reifenkauf allerdings kein teurer Spass sein. Worauf sollte beim Kauf geachtet werden?
Rechtlich ist Allwetterreifen dem Winterreifen gleichgesetzt
Die erste Frage stellt sich nach der Notwendigkeit von Winterreifen: Das Gesetz zu Winterreifenpflicht musste in Deutschland nachgebessert werden um keinen Interpretationsspielraum zu lassen. Jetzt ist die Regelung dafür eindeutig; wer bei “Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte” unterwegs ist, benötigt eine “geeignete” Bereifung.
Als geeignet werden jene Reifentypen bezeichnet, die über eine sogenannte “M+S” (“Matsch und Schnee”)-Kennzeichnung verfügen. Das müssen nicht unbedingt klassische Winterreifen sein, auch grob profilierte Pneus von Geländewagen oder Ganzjahresreifen erfüllen die Anforderungen. Außerdem ist eine Fahrt bei trockener Fahrbahn auch im Winter zulässig.
Schweiz: Auch hier gibt es keine generelle Winterreifenpflicht. Allerdings können Geldbußen verhängt werden, wenn es wegen ungeeigneter Bereifung zu Verkehrsbehinderungen kommt. Bei Unfällen mit Sommerreifen auf winterlichen Straßen droht dem Fahrer eine erhebliche Mithaftung.
Die Österreicher räumen jede Zweifel über notwendige Bereifung aus, vom 1. November bis 15. April müssen Winterreifen unabhängig von der Witterung montiert sein.
Ganzjahresreifen für den Stadtverkehr ausreichend
Sind nun Ganzjahresreifen die bessere Wahl? Vor allem wenig Fahrer freuen sich darüber, sich nur einen Satz Reifen anschaffen zu müssen. Der üblicherweise saisonale Reifenwechsel kann ebenso ausbleiben, wodurch Kosten und Zeitaufwand reduziert werden. Demgegenüber stehen allerdings die schlechteren Fahreigenschaften: Während der Sommerreifen vor allem auf geringen Kraftstoffverbrauch, lange Lebensdauer und optimalem Gripp bei trockener und nasser Fahrbahn ausgelegt ist, kann der Winterreifen bei Kälte seine Stärken ausspielen.
Die weichere Gummimischung sorgt auch bei Kälte noch für eine gute Haftung, der hohe Negativanteil ermöglicht selbst im dichten Pulverschnee noch ein Fortkommen. Winterreifen auch im Sommer zu fahren wäre aber schon allein wegen des Verschleißes keine gute Idee: Bei entsprechenden Außentemperaturen nutzt sich das immer weicher werdende Profil ab wie ein Radiergummi. Deutlich wird aber auch, dass Ganzjahresreifen nur einen Kompromiss ermöglichen.
Während die Profilgestaltung sich eher den Winterreifen zum Vorbild nimmt, entspricht die Materialzusammensetzung eher jener von Sommerreifen. Die Konsequenz: Vor allem bei Nässe müssen längere Bremswege einkalkuliert werden. Trotzdem ist der Ganzjahres- oder Allwetterreifen eher ein technischer Verwandter des Winterreifens. Juristisch erfüllt er ohnehin alle notwendigen Kriterien, sodass auch der Versicherungsschutz im Falle eines Schadens gewährleistet ist.
Wird nur selten oder bei besonders schwierigen Witterungsbedingungen gar nicht gefahren, reicht der Allwetterreifen allerdings durchaus. Dasselbe gilt bei überwiegendem Fahren im Stadtverkehr, denn hier treten die unterschiedlichen Reifeneigenschaften weniger stark zutage als dies auf Landstraße und Autobahn der Fall ist.
Welche Reifengröße sollte gewählt werden?
Ein schwieriges Thema ist allerdings häufig die Bestimmung der richtigen Reifengröße. Grundsätzlich zulässig sind natürlich alle Größen, die in den Fahrzeugpapieren eingetragen sind. Doch aus verschiedenen Gründen werden oftmals andere Reifendimensionen gewünscht: Bei Winterreifen verbessern sich die Fahreigenschaften durch besonders schmale Reifen.
Die Aufstandsfläche des Profils nimmt dadurch ab, folglich nimmt der Druck zu – der Reifen “gräbt” sich besser durch den Schnee und gewinnt auch bei Eisglätte an Haftung. Schmale Sommerreifen sind hingegen aufgrund des verminderten Rollwiderstandes effizienter und können helfen, den Kraftstoffverbrauch zu reduzieren. Gewünscht werden von vielen Fahrern aufgrund der sportlichen Optik allerdings eher breitere Reifen.
Dabei sollte allerdings auch ein Komfortverlust berücksichtigt werden, denn Breitreifen rollen härter ab. In jedem Fall muss vor dem Kauf die Rechtmäßigkeit geprüft werden. Von den Reifenherstellern erhalten Umrüstwillige sogenannte Unbedenklichkeitsbescheinigungen, die umgangssprachlich auch gern als sogenannte Reifenfreigaben bezeichnet werden. Eine solche Bescheinigung muss dann ständig mitgeführt und auf Verlangen bei Verkehrskontrollen vorgezeigt werden.
Die 2005 eingeführte “Zulassungsbescheinigung Teil 1” verkompliziert die Situation dadurch noch, dass nur noch eine Reifengröße eingetragen wird. Beim vorherigen Fahrzeugschein waren sämtliche durch den Hersteller freigegebenen Größen eingetragen. Interessant ist natürlich die Frage, für welche Reifentypen überhaupt eine Unbedenklichkeitsbescheinigung erhältlich ist. Hier können Online-Reifenhändler weiterhelfen.
Häufig kann einfach der Fahrzeugtyp ausgewählt werden, die Datenbank zeigt dann sämtliche Treffer – und neben der Auswahl an Reifentypen auch die unterschiedlichen Größen. Neben der passenden Größe ist auch das richtige Datum beim Reifenkauf wichtig, denn es handelt sich um Saisonware.
Unser Fazit:Wer nicht direkt zur Wechselsaison kauft, spart folglich viel Geld.