Weg mit Dreck und Rost
Machen Sie Ihr Velo fit für den Frühling


Die sonnigen und schönen Tage häufen sich und bei Ihrem Velo wird es Zeit für eine gründliche Inspektion.
Selbst ist der Mann/Frau
Egal, ob Sie den Winter hindurch gefahren sind oder das Rad gerade wieder aus dem Keller holen, eine gründliche Reinigung und die üblichen Pflegeroutinen sind jetzt fällig. Je frischer die letzte Pflege, desto schneller geht’s. Für unvorhergesehene Reparaturen sollte allerdings etwas Zeit eingeplant werden und falls Ersatzteile benötigt werden, ist es natürlich von Vorteil, wenn die Läden (noch) geöffnet haben. In Vorfreude auf die erste Ausfahrt am Sonntag erst am Samstagmittag mit dem Check anzufangen, ist daher eine ganz schlechte Idee.
Fahrrad putzen
An einem sauberen Velo erkennt man am besten, ob etwas kaputt ist. Gröberer Dreck wird vorsichtig mit Handfeger oder Bürste entfernt, an schwer zugänglichen Stellen kommt man mit einer alten Zahnbürste, Borstenpinseln oder Zahnstochern weiter. Achten Sie darauf, den Schmutz nicht noch weiter in Bauteile und versteckte Ecken einzuarbeiten.
Danach geht es weiter mit etwas lauwarmem Wasser und einem strapazierfähigen Lappen. Hartnäckigen Verschmutzungen kommt man mit speziellen Fahrradreinigern bei, wie z. B. das biologisch abbaubare und auch für Carbon geeignete „Green Fizz“. Hochdruckreiniger sind beim Radputz tabu, sie können Schmutz und Feuchtigkeit in die Lager pressen und diese somit beschädigen. Zum Abschluss wird das Rad mit einem weichen und saugfähigen Tuch trockengerieben. Eine Schutzpolitur im Nachgang pflegt die Oberflächen des Velos und sorgt für langanhaltenden Glanz. Tipp: Haushalts- oder Einweghandschuhe halten beim Putzen auch die Finger sauber.
Reifen aufpumpen
Dass die Reifen Luft verlieren, ist völlig normal, dabei spielt es keine Rolle, ob das Rad steht oder regelmässig gefahren wird. Zum Aufpumpen empfiehlt sich eine robuste Standpumpe mit Manometer um den Druck genau zu bestimmen. Auf der Reifenflanke sind der zulässige minimale und maximale Luftdruck angegeben. Prüfen Sie die Reifen gleich auf „Eindringlinge“ und ob das Material an den Flanken brüchig geworden ist.
Kette & Co. schmieren
Bevor man sich der Pflege der Kette zuwendet, sollte sie mit einer Messlehre (auch mit Verschleissanzeige erhältlich) auf Verschleiss überprüft werden, denn Ketten längen sich mit der Zeit und müssen gegebenenfalls ersetzt werden. Wurde zu lange mit einer verschlissenen Kette gefahren, gilt das auch für in Mitleidenschaft gezogene Kettenblätter an der Kurbel und die Ritzel am Hinterrad.
Um die Kette zu reinigen, lässt man sie am einfachsten durch einen trockenen Lappen laufen. Die Zwischenräume zwischen den einzelnen Kettengliedern lassen sich mit einem Pinsel oder einer kleinen Bürste reinigen. Wer mit Entfettern arbeitet, muss sich jedoch darauf einstellen, dass Reste des Mittels noch mehrere Tage lang auch neu aufgetragenes Schmiermittel zersetzen. Reiniger auf Mineralölbasis dagegen verflüchtigen sich. Um die Kette nach der Reinigung zu schmieren, ist spezielles Kettenöl empfehlenswert. Das Mittel lässt man einige Zeit einwirken und reibt die Kette anschließend mit einem Lappen etwas ab, um überschüssiges Schmiermittel aufzunehmen, denn stark haftende Öle ziehen auch Dreck an. Schmiermittel mit schmutzabweisenden Eigenschaften, müssen dafür öfter appliziert werden. Gereinigt und geschmiert werden sollten bei Kettenschaltungen zudem alle beweglichen Teile. Insbesondere die Röllchen am hinteren Schaltwerk setzen sich leicht mit Schmutz zu.
Wer hier auf eine wartungsarme Alternative setzt, hat dagegen kaum Sorgen: Sowohl bei der Getriebenabe „Speedhub 500/14“ von Rohloff als auch bei den Tretlagergetrieben der Firma Pinion ist lediglich einmal im Jahr bzw. nach mehreren Tausend Kilometern Fahrleistung ein Service mit Ölwechsel fällig. Da die Gänge jeweils im Getriebe festgelegt sind, kann sich die Schaltung nicht verstellen, eine komplizierte bzw. teure Neujustierung entfällt damit. Zudem verschleissen Kette und Zahnräder deutlich weniger schnell, denn der Antriebsstrang läuft immer in einer Linie. Das ermöglicht bei beiden Schaltsystemen auch die Kombination mit einem Riemenantrieb, der ganz ohne Schmierung auskommt und den Verschleiss weiter reduzieren kann. Im Gegensatz zur Kette längt sich ein Carbonriemen nicht und unsere Riemenscheiben halten ungefähr dreimal so lange wie herkömmliche Kettenblätter und Ritzel.
Bremsen und Felgen checken
Lassen sich die Bremsen leichtgängig betätigen und greifen sie symmetrisch und kräftig zu? Sind die Bremszüge ausgefranst oder laufen sie nur schwer in den Hüllen? Wenn etwas Öl in die Öffnung am Ende der Zughülle nicht hilft, heisst es: neue Bowdenzüge verlegen. Die Gelenke an den Bremsgriffen und die Sockel, mit denen Felgenbremsen am Rahmen befestigt sind, vertragen ebenfalls einen Tropfen, ansonsten haben Schmiermittel auf Bremsbelägen und Felgen bzw. den Bremsscheiben nichts zu suchen! Hydraulische Bremssysteme können Luft ziehen und müssen dann von der Werkstatt entlüftet werden.
Verschlissene Bremsbeläge verlangen einen rechtzeitigen Austausch. Auf Scheibenbremsen lässt man im Zweifel den Fachmann einen Blick werfen, bei Felgenbremsen zeigen Kerben in den Bremsklötzen auch dem Laien an, ob sie noch Reserven haben. Zudem empfiehlt sich eine Überprüfung der Felgen- bei den meisten Felgen zeigt eine Rille auf der Flanke den Verschleiss an. Kratzende Geräusche beim Bremsen sind ein deutliches Zeichen für nötigen Tausch.
Auch ob die Speichen noch alle fest sind und unter Spannung stehen, sollte überprüft werden. Bei einem „Achter“ muss nicht nur ein Rad mit Felgenbremsen in die Werkstatt.
Beim Bremsen-Check lässt sich auch feststellen, ob der Steuersatz richtig eingestellt ist. Dafür zieht man die Vorderbremse und bewegt das Rad bei eingeschlagenem Lenker vor und zurück. Zwischen Rahmen und Vorbau darf es dabei nicht ruckeln. Einstellen und Austausch des Steuersatzes übernimmt dann besser der Fachmann.
Schraubverbindungen prüfen
Schliesslich sollten die Schrauben an allen tragenden Bauteilen wie etwa an Vorbau, Lenker, Kurbeln und Kettenblättern auf ihren festen Sitz hin überprüft werden. Ein kurzes Anheben und Fallenlassen des Rades verrät geräuschvoll lockere Verbindungen. Mit einem guten Multitool lassen sich lose Schrauben auch ohne großen Werkzeugkasten wieder festziehen. Bei filigranen Bauteilen, etwa aus Carbon, ist allerdings Vorsicht geboten: Hier muss unbedingt das angegebene Drehmoment beachtet werden. Entsprechendes Werkzeug ist im Fachhandel erhältlich, hier gibt es unterschiedliche Varianten mit einstellbarem Drehmoment.
Nach ein bisschen Zuwendung ist das Rad bereit für die ersten Touren – die Sie nun sorglos geniessen können.
Frühjahrs-Check für das E-Bike
Nach dem Wintereinsatz folgt der Frühjahrsputz. Auch in der kalten Jahreszeit nicht bewegte E-Bikes brauchen vor der ersten Fahrt der Saison etwas Pflege. Fahrradreiniger, Entfetter zum Lösen alten, verdreckten Fetts, diverse Bürsten und ein Universal-Schmiermittel für die Pflege sollten schon sein. Die Steckverbindungen der stromführenden Kabel sollte man trocken säubern und keinesfalls Kontaktspray verwenden, denn dieses fördert die Korrosion.
Auch sollte zunächst das Profil der Reifen überprüft werden. Ist es noch tief genug? Der Gesetzgeber schreibt für sogenannte S-Pedelecs (mit Unterstützung bis 45 km/h) eine Profiltiefe von mindestens einem Millimeter vor, auch für alle anderen Modelle ist dies ein guter Richtwert. Inzwischen gibt es auch spezielle E-Bike-Reifen, die in Sachen Leichtlauf und Kurvengrip den höheren möglichen Geschwindigkeiten angepasst sind.
Die Reifen der „Energizer“-Linie von Schwalbe verfügen außerdem über eine Pannenschutzlage, um das Laufrad noch sicherer gegen Durchstiche zu machen. Bei S-Pedelecs ist besondere Obacht geboten: Die im Fahrzeugschein aufgeführten Reifendimensionen müssen eingehalten werden. Austauschreifen sollten zudem über eine ECE-R75 Zulassung oder eine Unbedenklichkeitsbescheinigung des Herstellers verfügen, die beim Reifenkauf im Fachhandel verlangt werden sollte.
Sind die alten Reifen noch in gutem Zustand, müssen sie nur noch aufgepumpt werden. Die Hersteller führen auf der Seitenflanke den Minimal- und Maximaldruck des jeweiligen Modells auf. Wer Reifen am E-Bike aufpumpt, sollte beachten, dass es mit Motor und Batterie mehr wiegt als ein Fahrrad. Somit ist der Druck tendenziell höher zu wählen als gewohnt. Um sich hier nicht auf das „Daumengefühl“ zu verlassen, empfiehlt sich eine praktische Standpumpe. Das integrierte Manometer gibt verlässlich Auskunft über den Reifendruck und dank des großvolumigen Pumpenkörpers ist der Reifen schnell befüllt.
Auch noch wichtig!
E-Bikes können höhere Geschwindigkeiten erreichen als man vom Fahrrad gewohnt ist. Daher kommen viele Modelle mit Federungen auf den Markt. Die Federelemente sollten auf den Einsatzzweck und das Gesamtgewicht eingestellt werden. Bei luftgefederten Gabeln und Dämpfern sollte der Druck so gewählt werden, dass bei aufsitzendem Fahrer das Federelement zu ca. zehn bis 20 Prozent komprimiert wird. Man spricht hier auch vom Negativfederweg oder englisch ‚sag‘, der Unebenheiten in der Fahrbahn ausgleicht. Handelt es sich um eine Stahlfedergabel, ist die Federhärte festgelegt. Hier lässt sich lediglich die Vorspannung der Feder einstellen. Ist die Feder grundsätzlich zu weich (die Gabel schlägt an Hindernissen hörbar durch), oder zu hart (die Gabel federt kaum), kann je nach Modell auch die Feder getauscht werden. In diesem Fall berät der Fachhändler.
Moderne E-Bikes fahren mit Lithium-Ionen-Akkus, die besonders pflegeleicht sind. Der gefürchtete „Memory-Effekt“, der die Leistungsfähigkeit massiv beeinträchtigt, tritt bei dieser Bauart nicht auf. Man sollte beachten, dass der Ladevorgang bei Zimmertemperatur erfolgt. Darum lassen sich die meisten Akkus trennen und mitnehmen. Der Akku sollte außerdem bei Inbetriebnahme über 10 °C warm sein.
Bildquelle [´www.pd-f.de / Mathias Kutt´]