Flirt-Dienst soll Hunderttausende Nutzer betrogen haben
Am anderen Ende wartet der Traumpartner sehnsüchtig auf eine SMS – mit diesem Versprechen warben die SMS-Flirt-Chats im Internet. Millionenfach wurden Kunden per E-Mail angelockt, für Preise von 1,99 Euro die vermeintlichen Singles per SMS anzuschreiben. Doch hinter den Profilen im Netz verbargen sich lediglich bezahlte Animateure. Ihre Arbeitgeber machten große Kasse.
Am Donnerstag beginnt nun vor der Großen Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Kiel ein Prozess, bei dem sechs Besitzer solcher Flirt-Dienste auf der Anklagebank sitzen – drei von ihnen befinden sich bereits in Untersuchungshaft.
Im aktuellen Fall gaben 700.000 Handy-Nutzer rund 46 Millionen Euro für die Text-Nachrichten mit den gefälschten Singles aus. Insgesamt gingen etwa 30 Millionen SMS auf den Flirt-Kurzwahlnummern ein, sagte der Sprecher der Kieler Staatsanwaltschaft Uwe Wick. Jahrelang sammelten Fahnder akribisch Fakten – die Anklage ist über 220 Seiten dick. Zum Prozessauftakt werden zwei Staatsanwältinnen die 22 Seiten des Anklagesatzes vortragen.
Zwölf Anwälte sind aufgeboten, die Vorwürfe zu entkräften. Höchststrafe für schweren Betrug wären zehn Jahre Haft.
Das Kieler Verfahren könnte nur der Anfang einer größeren Prozesswelle sein: Vier andere Chat-Betreiber warten bereits auf ihr Verfahren, zudem laufen gegen 200 weitere Personen Ermittlungen wegen Flirt-Abzocke.
quelle: spiegel-online