Zeitarbeit: Lohnsklaverei
Zehn Stunden war Ulrike Schwedka heute unterwegs, hat am Fließband Fisch verpackt.
Am Abend bringt die alleinerziehende Mutter 34 Euro und 82 Cent nach Hause, so viel bleibt ihr nach allen Abzügen von der Tageseinnahme übrig. Leiharbeiter wie Ulrike Schwedka schuften für Niedriglöhne und müssen ständig verfügbar sein. Wer nicht mitzieht, fliegt raus. Kaum ein Leiharbeiter wehrt sich. Nach Schätzungen geht nur jeder Zehnte vor Gericht.
Mehr als 4.000 Zeitarbeitsfirmen gibt es in Deutschland. Doch die Branche lässt sich nur ungern in die Karten schauen. Fast ein halbes Jahr lang haben die Autoren Carsten Rau und Hauke Wendler recherchiert, haben bei mehreren Dutzend Firmen in ganz Norddeutschland angefragt.
In Bremerhaven hatten sie schließlich Erfolg, durften drei Monate lang bei einer Zeitarbeitsfirma drehen. Der Chef Rainer Wilmann behandelt seine Angestellten fair und zahlt nach Tarif, von der Gewerkschaft ausgehandelt. Er sei es leid, dass niemand einen Unterschied mache zwischen den Bösen und den Guten in der Branche.
Die Reportage zeichnet das erschütternde Bild einer Branche, die noch im vergangenen Jahr als Wundermittel gegen Arbeitslosigkeit galt und heute in einem gnadenlosen Preiskampf versinkt.
Teil 1