Abzocke – Kaffeefahrten – Kein Grund für eine Mitteilung in der regionalen Presse
Kein Bedarf besteht zurzeit bei der regionalen Presse in Ostwestfalen, wenn es um das Thema Kaffeefahrt geht. Eine Anfrage bei den beiden bekanntesten Regionalzeitungen zeigte kein offenes Ohr für die Thematik “Kaffeefahrt”.
Warum kein Interesse besteht, nach einigen Monaten das Thema neu aufzugreifen, ist uns nicht bekannt. Was wir jedoch wissen: Die Kaffeefahrtbetreiber haben in den letzten Wochen wieder viel Post mit angeblichen Gewinnen verschickt.
Dass sich der angesprochene Personenkreis von Jahr zu Jahr vergrößert, ist kein Geheimnis. Wer an solchen “Veranstaltungen” teilnimmt, hat meist ein persönliches Anschreiben erhalten.
Der Brief sieht für den Empfänger sehr persönlich aus. Das kleingedruckte Wort “Infopost” ist schnell überlesen, wenn dick und Fett “Gewinnmitteilung” o.ä. darauf steht.
Ein Aktenzeichen mit einer Vorgangsnummer und dem Namen von einem angeblichen Sachbearbeiter – so aufgemacht wie in einer amtlichen Mitteilung, ist für den Auserwählten ein entscheidendes Ereignis.
Das alles ist ein sehr wichtiger Grund für die gesellige Teilnahme, und natürlich den Gewinn oder die Entschädigung die in dem Anschreiben versprochen wird.
Das Ziel der Fahrt verspricht einen paar schöne Stunden an einem Ort, der ohne eigene Mobilität nicht erreichbar ist. Je älter der Empfänger, je höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Angebot angenommen wird. Die Verlockung, dass es ein kostenloses Frühstück gibt oder ein Präsent, ohne etwas zu kaufen, ist groß.
Alleinstehende werden in der eingeladenen Gruppe zu Gästen, die gemeinsam über ihre nicht ausgesprochenen Schmerzen, rückständigen Haushaltsgeräte und bisher unerfüllbaren Wünsche aufgeklärt werden. Wer niemals vorher über seine Alltagsprobleme sprechen konnte; hier ist nun Schluss damit.
Schockierte Kinder oder Enkel, die in Infosendungen über Abzocke bei Kaffeefahrten berichten, sind ihnen nicht bekannt. Die Sendetermine sind oft sehr spät abends und passen nicht in denTagesrhythmus der ruhebedürftigen Generation.
Sachliche Aufklärung über die Masche der Kaffeefahrtbetreiber kommt beim unwissenden Teilnehmer nicht an. Regelmäßige Warnungen in Druckmedien werden anscheinend nicht als wichtig eingestuft. Leichtfertigkeit oder Verständnislosigkeit als Grund ist nicht erkennbar.
Über ein Thema, das einen Missstand durch Aufklärung ans Tageslicht bringt, ist scheinbar kein Platz vorgesehen.
Der tägliche Blick in eine Tageszeitung, die über die schönen sorgenfreien Stunden berichtet, ohne ein Wort über die Fallen des Alltags, das ist scheinbar das Know-how der regionalen Presse in Ost-Westfalen.