Beate Zschäpe: Die nette Terroristin von nebenan?

Der Prozess gegen Beate Zschäpe wird mit Spannung erwartet: Ab dem 17. April steht sie wegen Mittäterschaft an zehn Morden des „NSU“ (Nationalsozialistischer Untergrund) vor Gericht. Beate Zschäpe, eine enge Freundin? Eine nette Nachbarin?
Sie ist angeklagt wegen Mittäterschaft an zehn Morden, wegen schwerer Brandstiftung und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Zschäpe sagt dazu bis heute nichts. Sie schweigt.
Der Anwalt der mutmaßlichen NSU-Terroristin Beate Zschäpe, Wolfgang Heer, bestreitet die Vorwürfe der Bundesanwaltschaft, wonach Zschäpe Mittäterin bei den Verbrechen des NSU war.
In einem Interview für den Norddeutschen Rundfunk/Panorama sagte Heer: „Wir halten schon jetzt die Hypothese der Bundesanwaltschaft, Frau Zschäpe sei Mittäterin, für äußerst gewagt und gehen davon aus, dass diese Hypothese nicht bestätigt werden wird.“
Nach Recherchen des NDR Fernsehens hat sich Beate Zschäpe in der Illegalität deutlich sicherer gefühlt als bisher angenommen. Die NDR Dokumentationsreihe „45 Min“ zeigt Beate Zschäpe am Strand von Fehmarn als Teilnehmerin eines Fitness-Kurses. Im Sommer 2011 ließ sie sich dabei von einem Kamerateam für ein Inselporträt filmen. Die tanzende Zschäpe konnte das Fernsehteam gut sehen. „Wir standen schon lange vor Beginn der Kursstunde mit unserer Kamera am Strand“, so erinnert sich der Autor des Inselporträts, „es wäre leicht gewesen, einfach wieder zu gehen.“ Doch Zschäpe, die damals seit 13 Jahren im Untergrund lebt, bleibt und lässt sich beim Frühsport drehen. Es dürften die letzten bewegten Bilder von Zschäpe in Freiheit sein.
In der Dokumentation „45 Min: Die Nazi-Morde“ sprechen auch erstmals Zwickauer Freunde und Nachbarn von Zschäpe offen vor einer Kamera. Sie kannten sie unter ihrem Decknamen Lisa Dienelt. „Die Lisa, wenn die zur Tür reinkam, war die Welt in Ordnung“, so eine Freundin. Jahrelang hatte Beate Zschäpe engen Kontakt zu ihren Nachbarinnen. Selbst nachdem sie in einen anderen Stadtteil gezogen war, kam sie oft spontan vorbei. Ihre Handynummer aber hatte keine der Freundinnen.
Als Mitglied einer Terrorzelle sehen sie Beate Zschäpe bis heute nicht. „Egal was die Kripo jetzt alles festgestellt hat (…), für mich bleibt sie dieser herzensgute Mensch“, so Zschäpes Freundin, die den größten Terrorismus-Prozess der jüngsten deutschen Geschichte in den Medien verfolgen wird.
Die Angehörigen der Opfer, die ebenfalls ausführlich in der NDR Dokumentation zu Wort kommen, blicken mit Spannung auf den Prozessbeginn gegen Zschäpe: „Ich will ihren Gesichtsausdruck sehen, die Mimik. Ich hoffe, dass sie Reue zeigt“, so Kerim Simsek, der Sohn des ersten Mordopfers Enver Simsek. Einige Angehörige machen den Ermittlern Vorwürfe. Gamze Kubasik, Tochter von Mehmet Kubasik: „Ich habe immer daran geglaubt, dass die Polizisten mir helfen wollen oder mir glauben wollen, aber wenn ich heute so daran denke, dann war das nicht so.“
In ihrer Dokumentation fragen die Autoren Anna Orth, Anke Hunold, John Goetz und Christian Fuchs: Warum fühlten sich Zschäpe und ihre Freunde Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos so sicher? Wie war ihr Alltag in der Illegalität?
Beate Zschäpe: Die nette Terroristin von nebenan?
Sehen Sie dazu den Bericht von panorama – und anschliessend die Dokumentation aus der Reihe „45 Min: Die Nazi-Morde“ vom NDR Fernsehen.
Quelle: panorama/ daserste/ NDR Fernsehen „45 Min: Die Nazi-Morde„