Erschreckend: Schüler halten Nazi-Deutschland für Demokratie
Eine aktuelle Studie der Freien Universität Berlin, in die Schulen aus fünf Bundesländern einbezogen wurden, attestiert deutschen Schülern gravierende Wissenslücken in deutscher Zeitgeschichte, also im Geschehen nach 1933.
NRW schneidet am schlechtesten ab.
War der NS-Staat eine Diktatur oder eine Demokratie? Schon diese Frage überfordert viele Neunt- und Zehntklässler in Deutschland. 24 Prozent – in NRW sogar fast 26 Prozent – sind sich sicher: Nazi-Deutschland war keine Diktatur.
Die DDR auch nicht, meinen knapp 30 Prozent (NRW: 31 Prozent).
Noch abenteuerlicher fallen die Antworten der Schüler aus, wenn es um die Bundesrepublik geht:
Dass diese vor der Wiedervereinigung keine Demokratie war, meinen im Schnitt 45 Prozent, in NRW sogar fast die Hälfte der 14- und 15-Jährigen – und 39 Prozent (in NRW mehr als 40 Prozent) der Schüler hält sie bis heute nicht dafür.
Verheerend fielen auch die Tests aus, mit denen die Forscher das zeitgeschichtliche Faktenwissen der Schüler ermittelten.
“Beschämend” nennt Peter Silbernagel, Landesvorsitzender des Philologenverbands, die aufgedeckten Wissenslücken der Schüler. Er mutmaßt, dass die Zeitgeschichte – angesiedelt am Ende der Sekundarstufe I – nicht selten an den Rand gedrängt oder teilweise gar “weggeschoben” werde.
Ein Verdacht, den Rolf Brütting, Vorsitzender des NRW-Geschichtslehrerverbandes, bestätigt. Insbesondere für die deutsche Geschichte nach 1945 bleibe oft zu wenig Zeit.
Dazu komme, dass vor allem ältere Kollegen das Wissen der Schüler um Themen wie die DDR und die Wiedervereinigung mitunter falsch einschätzten. “Weil sie das Geschehen selbst erlebt haben, glauben sie, die Schüler müssten es kennen.”
Quelle: Die Welt