Glücksspiel-Bande kassierte 10 Millionen Euro
Die Polizei in Essen (NRW) hat nach eigenen Angaben eine der bundesweit größten Gewinnspiel-Betrügereien aufgedeckt. Drei jetzt verhafteten Betreiber eines Callcenters in Essen sollen nach ersten Ermittlungen rund 80.000 Personen im gesamten Bundesgebiet um mehr als zehn Millionen Euro geprellt haben. Die gesamte Betrugssumme dürfte jedoch noch weit höher liegen, wie die Polizei am heutigen Mittwoch mitteilte.
In Essen, Mülheim an der Ruhr und Duisburg vollstreckten die eingesetzten Beamten der eigens gebildeten Ermittlungskommission Teleflachs gestern Haftbefehle gegen die drei Haupttatverdächtigen und durchsuchte deren Wohnungen.
Neben Razzien in Aachen, München, Berlin und Montabauer durchsuchte die Polizei zeitgleich zehn Wohnungen und Geschäftsräume in Essen. 61 Mitarbeiter des Callcenters in der Essener Innenstadt wurden vorläufig festgenommen. Im Anschluss an ihre Vernehmung und eine erkennungsdienstliche Behandlung konnten sie entlassen werden. Im Zuge der Gewinnabschöpfung konnten bisher Werte in Höhe von zirka 6,4 Millionen Euro gesichert werden.
Die hierarchisch gegliederte Gruppe betrieb seit Ende 2008 in Essen ein Callcenter mit rund 100 Mitarbeitern. Von dort aus ließen sie Haushalte in ganz Deutschland anrufen. Ziel war es, Gebühren für die Teilnahme an nicht existenten Glücksspielen einzukassieren. Den Opfern wurde erzählt, sie hätten seit längerem gratis an diesen Glücksspielen teilgenommen, die jetzt aber kostenpflichtig geworden seien. Dabei wurde den Opfern eine 98prozentige Gewinnwahrscheinlichkeit zugesagt.
Den Angerufenen wurde auch gesagt: Wer aussteigen wolle, könne das gerne tun. Für die Zeit bis zu einer etwaigen Kündigung würden dann allerdings Gebühren anfallen. Um aus dem “Vertrag” herauszukommen, müssten sie noch für die Kündigungsfrist von drei Monaten bezahlen. Würden sie das nicht tun, drohten Inkassogebühren, hielten die Anrufer ihren Opfern vor. Einige der Geschädigten wurden auch bedroht. Viele überwiegend ältere Betroffene erstatteten daraufhin die “Gebühren”, die sich auf bis zu 90 Euro monatlich bewegten.
Die ergaunerten Summen legten die mutmaßlichen Täter unter anderem in Immobilien an. Die Staatsanwaltschaft wirft den drei Männern deshalb bandenmäßigen Betrug und bandenmäßige Geldwäsche vor. Im Fall einer Verurteilung nach einem Gerichtsverfahren drohen dem Trio bis zu zehn Jahre Haft. Einer der drei Männer ist den Angaben zufolge mehrfach vorbestraft.
Die Mitarbeiter des Call Centers waren nach Feststellung der Polizei “sehr professionell” geschult worden. Ein mehrseitiger Leitfaden gab ihnen genau vor, was sie auf eventuelle Beschwerden zu antworten hatten. Inwieweit die Mitarbeiter von den Betrügereien wussten, ist noch unklar.
Polizei und Staatsanwaltschaft waren durch eine Häufung von Strafanzeigen auf das Callcenter gestoßen. Die Ermittlungen gegen das Unternehmen liefen sechs Monate, bevor es zur Festnahme kam.
Im Zusammenhang mit den Tatvorwürfen warnt die Polizei zur Vorsicht bei Anrufen vermeintlicher Glücksspiel-Anbieter. Am besten sei es, sich nicht einzulassen und sofort den Hörer aufzulegen, lautet die Empfehlung. Bei Erhalt eines Mahnschreibens mit einer Zahlungsaufforderung für Glücksspiele, für die man definitiv keinen Vertrag abgeschlossen habe, sollte die Polizei verständigt werden.
mit freundlicher Genehmigung von GoMoPa