Organhandel
Der Markt boomt
Kaufe Niere, zahle bar!
Immer mehr Menschen brauchen ein neues Organ, um zu überleben. Aber immer weniger Menschen sind bereit, ein lebensrettendes Organ zu spenden. So nimmt der illegale Handel mit menschlichen Organen weiter zu. In der Schweiz warten über 1.400 Personen auf ein Organ. Dieser Zahl stehen etwas über 170 Spenderinnen und Spender gegenüber.
Dieses Missverhältnis würde den illegalen Handel mit Organen in der Schweiz theoretisch begünstigen. Hinweise auf solche Machenschaften gebe es allerdings keine, sagen sowohl die Koordinationsstelle gegen Menschenhandel und Menschenschmuggel (KSMM) wie auch die nationale Stiftung für Organspende und Transplantation, Swisstransplant.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass jährlich 10.000 Organe am Schwarzmarkt verkauft werden- also jede Stunde eines. Das System des Organhandels mit seinen teilweise mafiösen Strukturen ist nur schwer zu durchschauen. Sicher ist: Die Reichen profitieren davon, dass die Armen ihr Leben riskieren.
Das Geschäft mit Organen boomt
Eine indische und afrikanische Niere kostet etwa 1000 Dollar, eine Niere aus Rumänien oder Moldawien etwa 2700 Dollar, eine türkische Niere bis zu 10.000 Dollar, in den USA können Nierenhändler 30.000 Dollar an einer Transaktion verdienen – manchmal auch das Zehnfache.
Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gingen im Jahr 2007 davon aus, dass weltweit etwa fünf Prozent aller Transplantationen über den Schwarzmarkt versorgt würden und in manchen Ländern diese Praxis sogar vorherrschend sei. Das bedeutet bis zu 20.000 Nieren weltweit jährlich – bei steigender Nachfrage, weil die Menschen immer älter werden. Derzeit warten in Deutschland 8000 schwerkranke Menschen auf eine neue Niere, 40.000 in Europa.
Organhandel-Mafia
Der Handel mit Organen, das skrupellose Ausnutzen von Hoffnung auf der einen und Ausweglosigkeit auf der anderen Seite, ist ein Milliardengeschäft. Die Organisation “Organs Watch” beschreibt den typischen Empfänger zum Beispiel in den USA, in Israel, Saudi Arabien oder Australien als 48,1 Jahre alt, männlich, Jahreseinkommen 53.000 Dollar. Der typische Spender kommt aus Indien, China, Moldavien oder Brasilien, ist 28,9 Jahre alt, männlich und hat ein Jahreseinkommen von 480 Dollar.
Ärzte jetten durch die Welt und verpflanzen überall dort Organe, wo dies ohne große Kontrolle möglich ist. Wenn schließlich, so die Ergebnisse der Spiegel-Recherche, ein Krankenhaus irgendwo in Südafrika oder Brasilien nach einigen Tagen auffliegt, weichen die Chirurgen in das nächste Land aus. Derzeit sind vor allem Kliniken auf Zypern und in Kasachstan beliebt.
Weltweit geächtet
Die WHO-Resolution SHA63.22 aus dem Jahr 2010 enthält elf Grundsätze über die Freiwilligkeit und Unentgeltlichkeit von Organspenden. Schon drei Jahre zuvor hatten 150 Experten und Regierungsvertreter aus der ganzen Welt die Istanbuler Erklärung gegen Organhandel und Transplantationstourismus verabschiedet. Auch der Europarat und der Weltärztebund ächtet den Handel mit Organen.
Lebendspenden sind nur erlaubt, wenn sie freiwillig sind und die betroffenen Personen in einem engen verwandtschaftlichen und/oder emotionalen Beziehung zueinander stehen, heißt es bei der Deutschen Stiftung Organtransplantation.
Eine schlimme Form der Ausbeutung
Für viele Experten sind in Zukunft weltweit mehr Lebendspender unverzichtbar, denn selbst wenn sich jeder in Deutschland bereit erklären würde, nach seinem Tod seine Organe zur Verfügung zu stellen, gäbe es vermutlich immer noch eine Versorgungslücke.
Der Organhandel ist eine ganz schlimme Form der Ausbeutung von armen Menschen vor allem in der Dritten Welt.