Karten, Pendel, Horoskope: Das Geschäft mit der Zukunft
Millionen von Euro setzen Kartenleger, Pendler und Handleser um. Schon wieder klingelt es. Caro, die eigentlich Gabriele heißt, nimmt eines ihrer 8 Telefone in die Hand. Eine Frau ist am Apparat, sie möchte von Caro wissen, ob der Mann, mit dem sie zusammen ist, sie demnächst heiraten oder doch eher verlassen wird. Caro ist Wahrsagerin und legt ihr die Karten:
Er wird Dich nie heiraten, Andrea. Kümmere Dich endlich um Dich, und höre auf, ewig diesem Mann hinterherzulaufen.”
Das Gespräch dauert gut eine halbe Stunde. Pro Minute Beratung und Kartenlegen zahlt die Kundin 1,59 Euro. “Lebenshilfe” nennt die Anbieterin ihr Geschäft am Telefon. Dass sie die Anruferin nicht wirklich kennt, nichts über deren Lebensumstände weiß, stört sie nicht weiter.
Es sind vor allem Frauen, die Hilfe suchen – bei zum Teil halbseidenen Anbietern. Angst vor der Zukunft, die Instabilität moderner Beziehungen – hier liegen die Ursachen für die wachsenden Geschäfte. Ganze TV-Sender sind in das Geschäft mit Esoterik via Telefon eingestiegen. Die Gespräche sind so angelegt, dass sich labile Anrufer animiert fühlen, immer wieder anzurufen. Die Ferndiagnosen via Internet oder Fernsehen sind alles andere als seriös.
Psychologe Christoph Teich aus München betreut einige Menschen, die schon Tausende von Euro bei der Zukunftsberatung gelassen haben.
“Sie suchen Halt und bemerken nicht, dass sie immer weiter in eine mentale Abhängigkeit geraten.”
Nicht nur labile Menschen suchen solche Lebenshilfe. Der erfolgreiche Berliner Geschäftsmann Max zum Beispiel sucht ständig Rat bei seiner Wahrsagerin:
“Ich gehe immer zu ihr, wenn ich kurz vor einem Vertragsabschluss stehe.”
Seine Ratgeberin heißt “Madame Gaje”, ist seit Jahrzehnten im Geschäft. Sie lehnt die modernen Ferndiagnosen scharf ab. “Unsere Prognosen kann man nicht einfach mal so am Telefon aus dem Bauch heraus herleiten. Man muss sein Gegenüber sehen, treffen und lange Gespräche führen.”