Schön reich:Lass mal die anderen Steuern zahlen
Deutschland, die Steueroase für Millionäre?
Wer zahlt in Deutschland eigentlich Steuern? Vor allem die Arbeitnehmer. Denen wird jeder Cent sofort vom Lohn abgezogen.
Für Millionäre ist Deutschland eine Steueroase. Denn die Finanzämter können schon längst nicht mehr gründlich prüfen. Lasche Gesetze, zu wenig Personal. So haben die Politiker selbst die milliardenschwere Steuerflucht der Reichen organisiert.
Die Parteien überschlagen sich mit Vorschlägen für Steuerreformen: Der einfache Bürger solle doch am Aufschwung teilhaben. Was nicht diskutiert wird: Könnten sich die Reichen nicht so einfach der Besteuerung entziehen, könnten schon jetzt für alle Bürger die Steuern gesenkt werden.
Rund 72 Milliarden Euro entgehen dem Staat jährlich, weil die Finanzämter immer weniger Personal haben. Häufig ist das sogar politisch gewollt, denn mit einer großzügigen Steuerverwaltung glauben Bundesländer, vermögende Unternehmer bei der Stange zu halten.
Es sind aber nicht nur die Gesetze, die die Reichen begünstigen, sondern es ist auch der Personalmangel in den Finanzämtern. So zeigen die story-Autoren eine Sammlung interner Dienstanweisungen, die desolate Zustände belegen. Ein anonym aussagender Betriebsprüfer erzählt, wie er angewiesen wird, ab und zu bei der Bearbeitung der Steuerakten “die Sonnenbrille aufzusetzen”.
Zugleich porträtieren sie schillernde Figuren aus der ansonsten verschwiegenen Welt der Wohlhabenden. Sie schildern deren Steuersparmethoden und Raffgier. So entsteht das Sittengemälde einer Elite, die sich schon längst vom Grundkonsens einer sozialen Marktwirtschaft verabschiedet hat. Ein Film von Sascha Adamek, Martin Hahn, Kim Otto
Quelle: Buchrezension Amazon. Das Buch zum Film ist im Heyne Verlag für knapp 20 Euro erhältlich
ISBN-10: 3453162870
ISBN-13: 978-3453162877
Im Anschluss an den obigen Film sollten Sie sich unbedingt folgenden Beitrag vom Frontal21 Team: “das Geschäftsmodell Steuerparadies – Zypern ist überall” ansehen.
Zypern pokerte eine Woche am Rand des Abgrunds, bis der Weg zur Bankenrettung frei war. Bedingung der EU für Hilfsgelder: Das Ende des zyprischen Geschäftsmodells als Steueroase und Drehscheibe für Schwarzgeld. Trotzdem sind zyprische Anwälte zuversichtlich, ihre Dienste in der Steuerminimierung auch weiterhin anbieten zu können.
Und das gilt nicht nur für Zypern, sondern auch für andere Länder mitten in Europa: Unternehmensgewinne fließen steuergünstig etwa nach Luxemburg und Holland ab, auf die Kanalinseln oder nach Bulgarien. Die Steuertrickser fügen ihren Ländern damit hohen Schaden zu – mindestens in zweistelliger Milliardenhöhe, schätzen Experten.