Spiegel enthüllt:Nachkriegsregierung schützte offenbar Nazis
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Nach Informationen des “Spiegel” hat die Regierung Deutschlands über Jahrzehnte hinweg die Rückgabe von brisanten Dokumenten verzögert. Offenbar wollte die Bonner Regierung die NSDAP-Mitgliedskarten, bereitgestellt von den USA, nicht annehmen.
Anscheinend sollte damit eine eventuelle Enttarnung deutscher Spitzenpolitiker verzögert oder verhindert werden. Nach aktuellen Recherchen scheint diese Befürchtung nicht grundlos zu sein. Die USA wären bereits 1967 bereit gewesen, die Dokumente zu veröffentlichen.
Die Dokumente gelangten allerdings erst 1994 in den Besitz Deutschlands. Vorher boten deutsche Behörden den Amerikanern offenbar an, die Angelegenheit unter den Tisch zu kehren und so zu tun, als existierten diese in Wirklichkeit nicht.
Das Bundesjustizministerium (BMJ) war jahrzehntelang ein Auffangbecken für Juristen mit NS-Vergangenheit. Sie setzten dort ihre Karriere fort, die sie schon während der Zeit des Nationalsozialismus begonnen hatten.
So hatten in den sechziger Jahren alle Abteilungsleiter des Ministeriums eine einschlägige NS-Vergangenheit. Das ist das vorläufige Resümee der Professoren Manfred Görtemaker und Christoph Safferling, die im Auftrag des BMJ die frühe Geschichte des Ministeriums wissenschaftlich aufarbeiten.
Kernstück ihrer Forschung ist die Frage, inwieweit diese Juristen aus dem Ministerium heraus dafür gesorgt haben, dass NS-Verbrecher, die Massenmorde begangen hatten, hierfür juristisch kaum belangt werden konnten und Ende der sechziger Jahre sogar von einer “kalten” Amnestie profitierten.
Frontal21 hat die beiden Wissenschaftler bei ihren Forschungsarbeiten begleitet.