Tanja und der “goldene Reiter” (Satire)
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Dieses Stück spielt in einer kleinen Münchener Anwaltswohnung. Sie beichtet ihrem Angebeteten von einer ungeheuerlichen Schändlichkeit. Die Namen der Protagonisten sind natürlich frei erfunden.
Der Vorhang geht auf. Die Szene zeigt ein nicht mehr ganz so frische Dachgeschosswohnung. Der Lärm der Faxgeräte übertönt fast jedes Geräusch nur nicht das penetrante Ticken des Weckers, der in der Mitte des Zimmers unter einer gläsernen Glocke auf einem goldenen Sockel präzise seine Arbeit verichtet und dies über viele, viele lange Jahre hinweg. Noch nie, oder sagen wir fast nie, so erzählt man sich, habe er seinen Besitzer jemals im Stich gelassen. Auf einem golden Schild in großen Lettern sind folgende Worte zu lesen: “Mein Schatz”. Ein wenig überfahren von der penetranten Aufdringlichkeit der Szene erkennt der Zuschauer nun eine eher devote und unscheinbare Brünette auf dem Boden knieend, den Blick aufwärtsgerichtet zu ihrem Gebieter hoch oben stolz reitend auf einem goldenenen Schaukelpferd. Sie blickt schuldbewust und flehend in sein durch einen, sagen wir mal, doch deutlich erhöhten Haaransatz gezeichneten, Gesicht. Nur sehr zögerlich und mit zitternder Stimme brachte sie es hervor
“Vergib mir goldener Reiter! Ich habe gesündigt.”
Mit einem prüfenden Blick zu seinem Wecker versicherte sich Gernhart, dass hier nichts aus dem Ruder gelaufen war. Schließlich wäre es nicht das erste mal gewesen, dass die teuer Angebetete in einem Anflug von Paranoia, sie hat eine Blaulichtallergie, mal wieder alles im Kamin verbrannt hat, weil sie einen Rettungswagen mit der Polizei verwechselt hat. Prüfend schaute er sieh an und sprach in aller Strenge:
“Tanja, Was hast du getan Du kleine Abzockerin?”
Bleich vor Angst gestand sie ihre Tat:
“Ich nannte einen Mann “Saubär, er stand heute morgen vor meiner Tür, er sagte er käme vom fernen Kleefeld-Opium und wollte zu Dir.”
“Warum hast Du das getan? Hatte der Saubär vielleicht nur einen Regenmantel an?”
Tanja verdreht erschrocken die Augen, leichte Würgereize ausgelöst durch das Bild, welches angesichts dieser Vorstellung in ihrem inneren Auge erschien, durchzogen Ihren Körper.
NEIN, weil er meine Hand anfasste.”
Gernhart nahm liebevoll Tanjas Hand und begann sabbernd daran zu knabbern
“Etwa so?”
“Ja, goldener Reiter.”
Verwunderung machte sich breit bei unserem goldenen Reiter.
“Das ist kein Grund jemanden “Saubär” zu nennen.”
Mit einem heftigen Ruck zereist Tanja ihre Bluse, nur um Haaresbreite verfehlte einer der Knöpfe, die wie Gewehrkugeln durch die Wohnung flogen, die Vitrine mit dem Wecker. Sie schrie:
“Dann fasste an mein Silikonlager.”
Vom ersten Schock erholt, nach einem prüfenden Blick zu seinem Schatz der immer noch laut tickend seine Arbeit verrichtete, legte der alte Mann mit hohem Haaransatz seine leicht klitschigen Hände auf die Hupen der Alten.
“Etwa so?”
“Ja goldener Reiter.”
Gernhart grübelnd:
“Das ist eigentlich immer noch kein Grund jemanden “Saubär” zu nennen.”
Empört konterte sie.
“Dann zog er mir meine Kleider aus, goldener Reiter.”
“Etwa so?”
fragte Gernhart und machte das Bückstück nackisch
“Ja goldener Reiter.”
Dem Zuschauer bot sich ein Anblick, der sehr streng an eine Großbaustelle erinnerte, wo ein Kieslaster nach dem anderen erbarmungslos tropfend auf ein erlösendens Ereignis wartet.
“Na gut, aber Saubär, nö nö, das ist kein Grund jemanden “Saubär” zu nennen.”
Demonstrativ stellte Tanja nun ein Bein auf den Küchenstuhl:
“Dann steckte er seinen kleinen Marco in meinen Eiswürfelspender.”
Der goldene Reiter fällt vom Schaukelpferd. So gleich steht er wieder auf, reißt sich seine goldene Rüstung vom Leib und weckt klein Marco:
“Etwa so?”
er steckt den kleinen Marco in Ihren Eiswürfelspender.
“JA GOLDENER REITER, JA GOLDENER REITER, JA GOLDENER REITER!!!”
Szenenwechsel: Chayenne Montain, USA, Norad. Unter lautem Sirenengehäul schließen sich die Türen zu NORAD, der Berg wird dicht gemacht. Geheimdienste in aller Welt können noch nicht eindeutig sagen, ob es sich bei den Erdstößen um geheime Experimente der Chinesen, einem natürlichen Phänomen oder um zwei vögelnde Münchner Abzocker handelt.
Zurück in München. Keuchend und wie ein Iltis stinkend, vor Schweiß und anderen Flüssigkeiten triefend keucht unser Weckerfetischist:
“Das ist kein Grund jemanden “Saubär” zu nennen.”
Tanja den Tränen nahe stammelnd:
“Aber goldener Reiter! Er hatte AIDS!”
Gernhart springt aus dem Bett, rennt zu seinem Fax laut schreiend:
“DIESER SAUBÄR!!
vielen dank an affzockt