Trickbetrug am Telefon
Der Enkeltrick ist wieder da
Was Ende der 70er-Jahre rein zufällig bei der Anbahnung eines Teppichgeschäftes entstand, entwickelte sich zu einem Betrugsphänomen, mit welchem sich die Polizei in den letzten Jahren immer intensiver auseinandersetzen musste.
Die Rede ist vom sogenannten Enkeltrick. Beim Enkeltrick setzen die Trickbetrüger auf das gutmütige Herz ihrer Opfer. Sie beginnen das Gespräch mit: „Rate mal, wer dran ist?“ Sobald ein Name fällt, geben sie vor, derjenige zu sein. Ob Johannes, Michael oder Florian ist dabei egal. Die Gesprächsführung ist wirklich sehr geschickt.
Es wird zunächst immer ein Vertrauensverhältnis aufgebaut und nach den finanziellen Möglichkeiten gefragt, bevor eine Notsituation angesprochen wird. Das könnte zum Beispiel ein kaputtes Auto sein, für dessen Reparatur dringend Geld benötigt wird oder ein geplanter Hauskauf.
“Das könnte mir nie passieren”, sagen die meisten Menschen, wenn sie hören, dass ältere Leute mit dem sogenannten “Enkeltrick” um ihr Erspartes gebracht wurden. Doch Betrüger ergaunern mit dieser perfiden Masche jährlich mehrere Millionen Franken – und die Zahl der Betrugsfälle steigt rasant.
Die Polizei warnt vor einer neuen Trickbetrüger-Masche am Telefon. Es handelt sich um eine Mischung aus Enkeltrick, Schockanruf und der Tarnung als vermeintlicher Polizeibeamter. Die Kriminellen geben sich mitunter als Verkehrspolizist aus und rufen Senioren an. Dann erzählt der vermeintliche Polizist am Telefon, dass der Sohn/Tochter einen Unfall verursacht hätte.
Für Abschleppkosten sowie als Schadensausgleich sollte der Senior nun Betrag X aufbringen, und ein “Kollege” hole das Geld dann ab. Oder der vermeintliche Enkel braucht eine 120.000 Franken Kaution für einen Wohnungskauf.
Heute klingelt das Telefon bei Frieda Schnyder nur noch selten.
“Rate mal, wer dran ist?”(Originalmitschnitt der Polizei)
will der Anrufer wissen. Zuvor hat der Gauner im Telefonbuch der Stadt beim Buchstaben W. alle alten Vornamen wie z.B. Erna, Helga oder Ingrid markiert. Mehrere Anrufe liefen ins Leere bis er die Nummer von Frieda Schnyder wählt.
Die Rentnerin rät:
“Wolfgang, bist Du es”?
Antwort:
“Ja Frieda, … Ich brauche dringend 12.000 Franken.”…
Bei den Betrügern handelt es sich meist nicht um vereinzelte Ganoven. Die Polizei spricht vielmehr von organisierter Kriminalität. Das macht es so schwer, die Verbrecher zu fassen. Die Hintermänner operieren oft von Polen aus. Nimmt die Polizei ein Bandenmitglied z.B. in Deutschland fest, wird gleich der nächste losgeschickt. Die Täter sind perfekt organisiert und untereinander vernetzt.
“Sie arbeiten wie gegen eine Hydra, sie schlagen einen Kopf ab und zehn wachsen nach”
Hinweise zu ähnlich gelagerten Fällen nimmt jede Polizeidienststelle entgegen.
Im Jahr 2014 erreichte der Enkeltrick in der Schweiz mit knapp acht Millionen Schweizer Franken zum Nachteil der Geschädigten ein negatives Rekordhoch. 2015 verzeichnete die Kantonspolizei im Wallis 6 Versuche. In einem Fall wurden 110.000 Franken an die Betrüger übergeben.
Bei diesen Anzeichen sollten Sie vorsichtig sein:
- Legen Sie auf, wenn sich der Anrufer nicht selbst vorstellt und Sie seinen Namen raten sollen.
- Seien Sie misstrauisch, wenn Sie jemand am Telefon um Geld bittet.
- Rufen Sie Ihre angeblichen Verwandten unter der Ihnen bekannten Telefonnummer zurück.
- Halten Sie nach einem Anruf mit Geldforderung Rücksprache mit Ihrer Familie.
- Übergeben Sie niemals Geld an Ihnen unbekannte Personen.
- Lassen Sie Ihren Vornamen im Telefonbuch abkürzen, denn Vornamen können Hinweise auf das Lebensalter geben.